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Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Krankenhaus-Hygiene e.V.

MODULARE FORTBILDUNG KRANKENHAUSHYGIENE
Möglichkeit für Ärzte anderer Fachrichtungen, nach einer curricularen Fortbildung als Krankenhaushygieniker zu arbeiten.
ANTIBIOTIC STEWARDSHIP KURS DER DGKH
Fortbildung zum ABS-Experten
KURS UMWELTHYGIENE
PRAKTISCHE UMWELTMEDIZIN – MODUL I
23.-26. Juni 2025, Dortmund

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Nachruf

Prof. Dr. med. Walter Steuer

In jedem Augenblick seines schöpferischen Bemühens um die Realisierung einer verantwortungsbewussten Hygiene war Walter Steuer ein menschliches Gleichnis individueller Schöpferkraft und gelebten Humanismus, ein "Steuer"mann der jahrezehntelangen Bewahrung und kreativen Weiterentwicklung fortschrittlicher Traditionen der Deutschen Hygiene.

Für uns Jüngere hatte er etwas väterliches, vertrauensstiftendes, harmonisierendes, verlässliches und motivierendes; eine prägende Persönlichkeit mit  dem dunklem Timbre seiner  Stimme und seiner bayerischen, durch das Schwäbische gemischten Sprachmelodie.

Am 6. April 2020 ist Walter Steuer vor Vollendung seines 93igsten Lebensjahres von uns gegangen.

Walter Steuer wurde am 23. April 1927 in München geboren. Er studierte Medizin in seiner Heimatstadt München, in der er 1950 sein Medizinstudium mit Promotion  und Approbation erfolgreich abschloss. Es folgten Assistenzjahre in einer Praxis für Allgemeinmedizin, 1959 die staatsmedizinische Prüfung, hiernach seine Tätigkeit als Medizinalrat in Nürtingen und 1963 als Amtsarzt und später als Oberregierungs-Medizinalrat des Gesundheitsamtes in Böblingen. 1968 übernahm er die Leitung des medizinischen Landesuntersuchungsamtes (MLUA) in Stuttgart. Unter seiner Leitung und der Präsidentschaft seit 1991 entwickelte sich aus dem Landesuntersuchungsamt Stuttgart in Baden-Württemberg ein zukunftsorientiertes Landesgesundheitsamt mit Beispielwirkung. 1969 erhielt er die Venia legendi für das Fach  Sozialhygiene an der Universität Tübingen und nahm seit 1974 die außerplanmäßige Professur für Sozialhygiene an der Universität Tübingen wahr.  Weitere Lehraufträge erhielt er an der Universität Stuttgart/Hohenheim für Sozialhygiene und Hygiene und an der technischen Akademie Esslingen für Hygiene und Mikrobiologie.

Nach Einführung der Fachgebietsbezeichnungen wurde er Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie sowie Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen mit der Zusatzbezeichnung „Sozialmedizin“.

Er war Mitglied zahlreicher Kommissionen. Herausragend war seine Mitgliedschaft in zahlreichen Kommissionen  des damaligen Bundesgesundheitsamt. Hier engagierte sich Walter Steuer für die Durchsetzung wesentlicher Erkenntnisse und Entwicklungen im öffentlichen Gesundheitswesen mit dem Schwerpunkt der Hygiene in stationären und ambulanten medizinischen Einrichtungen. Dabei hat er den Prophylaxeaspekt in den Mittelpunkt gestellt und davon ausgehend vor der voreiligen Aufgabe bewährter hygienischer Grundsätze gewarnt, solange der Nutzen einer anerkannten Maßnahme nicht experimentell, klinisch oder epidemiologisch widerlegt worden ist. Mit seiner Fachkompetenz und Lebenserfahrung ist er zugleich der Auffassung entgegengetreten, dass eine eingeführte logisch begründbare Maßnahme nur dann empfohlen werden kann, wenn ihr Nutzen epidemiologisch bewiesen ist.

Seine "Steuer"funktion hat ihre besondere Herausforderung im Zusammenwachsen der Hygienetraditionen der alten und neuen Bundesländer erfahren und ihre Früchte wesentlich in der gesamtdeutschen Entwicklung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) bis zum heutigen Tag getragen. Durch sein innovatives Engagement in den DGKH Sektionen „Hygiene in der Ambulanz und stationären Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation“ sowie „Krankenhausbau und Raumlufttechnik“ sowie insbesondere durch seine Tätigkeit im Vorstand der DGKH, die über die Funktion des Schatzmeisters weit hinaus ging, ist die Entwicklung der Krankenhaushygiene in Deutschland maßgeblich mitbestimmt worden, nicht zuletzt  unterstützt durch die Durchführung der ersten Kongresse der DGKH in Stuttgart unter der maßgeblichen Mitwirkung von Walter Steuer. Seine Fachkompetenz wurde von der heranwachsenen Hygienikergeneration immer wieder gern in Anspruch genommen. Seine ungebremste Vitalität, seine verständnisvolle Freundlichkeit und aufrichtige Schlichtheit waren wesentliche Grundlage für die Übernahme seines  Erfahrungsschatzes durch die jüngere Generation.

Meilensteine der deutschen Hygienepublizistik sind die Monographien Krankenhaushygiene (4 Auflagen), Hygiene und Technik im Krankenhaus (3 Auflagen) und der Leitfaden der Desinfektion, Sterilisation und Entwesung (7 Auflagen). Daneben hat er seit 1965 eine Reihe weiterer anerkannter Monographien zu den Themenbereichen Gesundheitserziehung, Gesundheitsvorsorge und Sozialhygiene, Infektionsprophylaxe und Hygiene im Krankenhaus, in der ärztlichen Praxis und im Altenpflegeheim sowie zur Trinkwasserverordnung herausgegeben. In mehr als 300 Veröffentlichungen hat er zu den wesentlichen Bereichen der Hygiene und des öffentlichen Gesundheitswesens Originalbeiträge und Trenddarstellungen geliefert, die seine Bedeutung für unser Fachgebiet maßgeblich mit begründet haben.

Walter Steuer  war sozialisiert durch die Erfahrung des 2. Weltkrieges und der Nachkriegszeit und wurde durch die Erfahrung in der Allgemeinmedizin und im Gesundheitsamt Anwalt des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Zeugnis hierfür ist seine 20jährige Tätigkeit als Hauptschriftleiter der Zeitschrift „ Das öffentliche Gesundheitswesen“. Er gab der Zeitschrift den Untertitel ‚Präventivmedizin, Rehabilitation, Sozialhygiene und öffentlicher Gesundheitsdienst‘.

In Erinnerung bleibt  seine entscheidende  Mitgestaltung der Fundamente der jungen Disziplin ‚Krankenhaushygiene‘.

Walter Steuer war Mitglied der vorbereitenden Kommission der Richtlinie für die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankenhausinfektionen beim damaligen Bundesgesundheitsamt, die bis heute das Fundament für die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention geblieben ist. In dieser Richtlinie wurden die Grundlagen für die Struktur der Krankenhaushygiene und die verschiedenen krankenhaushygienischen Berufe wie der Krankenhaushygieniker, der hygienebeauftragte Arzt als auch die Hygienefachkraft 1976 fest verankert.

Bereits 1977 richtete er einen der ersten Weiterbildungskurse für Hygienefachkräfte ein, die für alle, die bei ihm im medizinischen Landesuntersuchungsamt ihre Kurse absolviert haben unvergesslich geblieben sind. In der Folge hat er an zahlreichen Empfehlungen dieser Richtlinie mitgewirkt und diese mit seiner pragmatischen Grundüberzeugung mit erstellt.

Walter Steuer zählt ohne jeden Zweifel  zu einer der herausragenden Persönlichkeiten des jungen Faches ‚Krankenhaushygiene‘. Entscheidend ist, dass er die dort erstellten Richtlinien bzw. Empfehlungen in Kursen und Vorträgen vertrauensbildend erläutert und mit Leben erfüllt hat. Diese Tätigkeit war Grundlage für die sich herausbildende Generation von Krankenhaushygienikern und Hygienefachpflegekräften und ebenso für Amtsärzte, die auf diesem so vielfältigen Gebiet ein festes Fundament benötigen. Er hat auf diesem Fundament das Gebäude der Krankenhaushygiene konsequent weiter errichtet anstatt diese Fundamente immer wieder zu zerreden.

In allen Erinnerungen an Prof. Walter Steuer findet man immer wieder den Hinweis auf den ungewöhnlichen Fleiß, die Kontinuität, die Pflichterfüllung, Disziplin, Ruhe und Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Standfestigkeit im Interesse der Hygiene, der Sozialhygiene und der öffentlichen Gesundheit.

Thomas Mann sagte in einem Nachruf auf seinen Sohn Klaus Mann „ Kein Mensch ist so fleißig ins Blaue hinein ohne drängende Begabung, ohne das Bewusstsein eines Auftrages“.

Was mag dieser Auftrag für Walter Steuer gewesen sein, der ihm für uns zum Motor werden ließ und durch ihn uns alle motivierte? Es war sicher die tiefe Überzeugung von der Verantwortung für die öffentliche Gesundheit; es war seine Grundüberzeugung, dass der öffentliche Gesundheitsdienst eine entscheidende Funktion in unserer Gesellschaft hat und letztlich auch eine Elitefunktion für den Gesundheitsschutz. Es war nicht das Streben nach Profilierung und nicht das Streben nach den nächsten Impact-Punkten oder Streben nach Selbstvermarktung.

Letztlich steht er im besten Sinne in der Tradition von Max von Pettenkofer und Robert Koch. Erwähnt werden muss auch die künstlerische Begabung von Walter Steuer. 1992 ist sein Büchlein "Hygiene lässt schmunzeln, ein Hygieniker erinnert sich" in der 2. Auflage erschienen, ein weiser, zugleich amüsanter Rückblick mit treffenden Illustrationen und nachdenklichen Impressionen. Wer den Maler Walter Steuer noch nicht kannte, konnte ihn auf der Kunstausstellung auf dem 3. DGKH-Kongress 1996 in Stuttgart mit Aquarellen und Ölbildern erleben. Seine Bilder berühren durch Sensibilität, Originalität und fantasievolle Realität.

Seine große Stütze war seine Ehefrau Ursula Steuer, für die er ihre große Liebe war, wie sie im vertrauten persönlichen Gespräch immer wieder erzählte. Ihr zu früher Tod war für ihn persönlich ein großer Verlust.

Seine Verdienste um die Hygiene, den öffentlichen Gesundheitsdienst und um zeitgemäße Humanismuskonzepte im Krankenhaus in Deutschland wurden unter anderem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Peter-Frank-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst, der Justinus-Kerner-Medaille und der Albert-Schweitzer-Medaille gewürdigt. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene und die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Umweltmedizin verliehen ihm in Anerkennung seines Verdienstes die Ehrenmitgliedschaft.

In seinen letzten Lebenswochen trat eine neue Infektionskrankheit als Pandemie auf, die wie keine andere Infektionskrankheit in den letzten Jahrzehnten die Welt tiefgreifend verändert hat. Dass Deutschland bisher diese Pandemie im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut überstanden hat, ist nicht zuletzt seinem gestalterischen Wirken im Aufbau eines festen Fundamentes der Krankenhaushygiene und öffentlicher Gesundheit zu verdanken.

Prof. Walter Steuer hat sich um die Hygiene, Sozialhygiene, Krankenhaushygiene und das öffentliche Gesundheitswesen und um die DGKH verdient gemacht.

Wir verneigen uns in tiefer Dankbarkeit und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. M. Exner                         Prof. Dr. med. A. Kramer
Präsident   Pastpräsident
der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene

 

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