24.08.2018
Zwei aktuelle Arbeiten befassen sich mit einer scheinbar zunehmenden Toleranz von Enterococcus faecium gegenüber alkoholischen Wirkstoffen auf der Basis von Isopropanol und Ethanol sowie den hiermit verbundenen epidemiologischen Konsequenzen für Ausbrüche in Australien, Neuseeland und in der Schweiz [1,2]. Diese Arbeiten sind Anlass für die vorläufige Mitteilung der Desinfektionsmittel-Kommission des VAH.
Die zitierten Arbeiten könnten darauf hinweisen, dass eine Desinfektionsmittel-Toleranz gegenüber alkoholischen Präparaten für eine Ausbreitung des Sequenztyps (ST 796) von Enterococcus faecium mitverantwortlich sein könnte. Die Angaben zur methodischen Durchführung lassen keine abschließende Bewertung zu.
Vor einer endgültigen Bewertung der Ergebnisse - im Hinblick auf weitergehende Konsequenzen und Modifikationen von Empfehlungen zur Anwendung von alkoholischen Desinfektionsverfahren - hält die Desinfektionsmittel-Kommission es für dringend notwendig, entsprechende Laboruntersuchungen mit dem Sequenztyp 796 von Enterococcus faecium entsprechend gültigen Standards durchzuführen um festzustellen, ob eine mögliche erhöhte Toleranz mit Konsequenzen für den Desinfektionserfolg verbunden ist. Sowohl die australische Arbeitsgruppe um Pidot et al. als auch die Schweizer Arbeitsgruppe haben zugesagt, dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Uniklinikums Bonn und der Geschäftsstelle der Desinfektionsmittel-Kommission den jeweiligen Stamm von Enterocccus faecium ST 796, zur Verfügung zu stellen.
Mit beiden Stämmen von Enterococcus faecium ST 796 aus den aktuellen Publikationen [1, 2] und mit weiteren Vergleichsstämmen sollen Untersuchungen nach den VAH-Methoden im Auftrag der Desinfektionsmittel-Kommission durchgeführt und bewertet werden.
Die Desinfektionsmittel-Kommission sieht zu diesem Zeitpunkt die alkoholische Händedesinfektion und die Wirksamkeit der VAH gelisteten Händedesinfektionsmittel keinesfalls in Frage gestellt und rät, die in Deutschland geltenden empfohlenen Standardhygienemaßnahmen konsequent einzuhalten. Inwieweit sich Konsequenzen für die Flächendesinfektion mit alkoholbasierten Desinfektionstüchern ergeben, wird erst nach Abschluss der Laboruntersuchungen festgestellt werden.
Nach Abschluss der Untersuchungen wird sich die Desinfektionsmittel-Kommission erneut zu diesem Thema äußern und Stellung nehmen.
Bei einer Häufung von Enterococcus faecium Kolonisationen/Infektionen in einem Krankenhaus sollte eine Bewertung durch den zuständigen Krankenhaushygieniker unter Berücksichtigung dieser Thematik durchgeführt werden.