Es ist zur Tatsache geworden, dass sich das Gesundheitswesen in einem tief greifenden Strukturwandel befindet. Begrenzte finanzielle Ressourcen stehen einer verstärkten Inanspruchnahme medizinischer Leistungen gegenüber, was besonders durch die Entwicklung der Altersstrukturen und der medizinischen Innovation bedingt ist. In Zukunft wird die Verteuerung der Gesundheitskosten zwangsläufig zu ökonomischer Rationierung führen.
Zitat: (1) "Internationale Forschungsergebnisse zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer knappen Stellenbesetzung und mangelnder Fachkompetenz in Pflegeteams, einer schlechteren Arbeitsumgebungsqualität und höheren Komplikations-, Fehler- und Mortalitätsrate bei Patienten, sowie einer geringeren Arbeitszufriedenheit, höheren Fluktuations-, Burnout- und arbeitsbedingten Verletzungsraten beim Personal."
So wurden durch den zunehmende Abbau von Pflegekräften, innerhalb der letzten
10 Jahre 40.000 Vollzeitstellen in den deutschen Krankenhäusern gestrichen, dadurch wurden Hygienestrukturen und - Maßnahmen reduziert bzw. nicht mehr sicher eingehalten. Im gleichen Zeitraum stieg die Versorgung von immer mehr Menschen in immer kürzerer Zeit mit den entsprechenden Risiken für die Patienten (2,3).
Durch eben solche ökonomischen Zwänge, Umstrukturierungen und mangelnde Priorität der Krankenhaushygiene in der deutschen Krankenhauslandschaft findet unter anderem zunehmend ein schleichender Stellenabbau von Hygienefachkräften (HFK) statt bzw. wird diese Leistung als Teilzeit-Fremdleistung vergeben, womit dann nur eine Alibifunktion erfüllt wird. Dadurch werden langfristig nicht Kosten eingespart, sondern dies wird zunehmend krankenhaushygienische Probleme und steigende nosokomiale Infektionen verursachen, also zu menschlichem Leid, Imageprobleme für die betreffenden Krankenhäuser, höheren Behandlungskosten und letztendlich wiederum zu höhere Ausgaben im Gesundheitswesen führen (4,5).
In den letzten Jahren ist immer mehr zu beobachten, dass viele Krankenhäuser ihre HFK reduzieren oder nicht in der vorgegeben Qualifikation einsetzen. Dieser Umstand ist besonders in Bundesländern, in denen kein Krankenhaushygienegesetz/- Verordnung besteht, zu beobachten. Hygiene hat sehr stark mit Qualitätsmanagement zu tun und die HFK leistet hierzu eine grundlegende Basisarbeit, die sich schnell in Erfolgen oder Misserfolgen zeigt, wenn entsprechende Infektions- oder Komplikationsraten erhoben werden.
Die kompetente Umsetzung von Krankenhaushygiene vor Ort kann nur durch gut ausgebildete und mit Kompetenzen ausgestatteten HFK erfolgen. Neben dem Vorhandensein von Hygiene- und Desinfektionsplänen, Standardarbeitsanweisungen, der formalen jährlichen Hygieneschulung, Infektionserfassung und Überwachung von multiresistenten Keimen, ist auch der interne Einblick in die baulichen, personellen und organisatorischen Strukturen und Probleme notwendig und dies ist meist nur Insidern bekannt, also der HFK vor Ort und die HFK muss auch den Mitarbeitern des Krankenhauses bekannt und erreichbar sein.
Nur so kann unmittelbar reagiert werden und können praxisrelevante Lösungsansätze und effektive Umsetzung der Maßnahmen erfolgen und bei akuten krankenhaushygienischen Problemfällen eine zeitnahe Bearbeitung. Dies belegt auch die zwar schon ältere, aber nicht weniger aktuelle Senic-Studie (6).
Die Bettenzahl kann für die Berechnungsgrundlage einer HFK nicht das alleinige Kriterium sein. Zusätzlich sind auch die Anzahl der Patientenaufnahmen pro Jahr und die Zahl ambulant betreuter Patienten wichtige Kriterien, wie in Holland Van den Broek et. al. (7) nachgewiesen haben.
Barbara Nussbaum
Sektionsvorsitzende "Hygiene in der Ambulanten und stationären Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation"
Literatur